Anlässlich des Starts der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, Bündnis 90/Die Grünen und SPD mahnt die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) die problematische Lage der Gleichstellung an den sächsischen Hochschulen an. Die KSS fordert deswegen, dass Gleichstellung stärker als in den Sondierungen berücksichtigt wird.
An der TU Dresden sind von 533 Professuren lediglich 76 von Frauen besetzt, was einem Anteil von 14 % entspricht. An der Universität Leipzig sieht der Frauenanteil unter den Professuren mit 25 % besser aus, einzelne Fakultäten – wie zum Beispiel die Medizinische – erreichen aber auch nur Anteile von 13 %. “Angesichts dieser Zahlen die dringend notwendige Gleichstellung in Sachsen als ‘Gendergaga’ oder ‘Genderideologie’ darzustellen ist blanke ideologische Verblendung. Wenn an sächsischen Fakultäten eine erdrückende Mehrheit der Professuren mit Männern besetzt ist, führt das zu einer Verengung der Forschungsthemen und mangelnden Vorbildern für angehende Akademikerinnen in der Lehre”, so Lasse Emcken, Sprecher der KSS. “Medizinische Forschung wird oftmals an Männern durchgeführt und diese Ergebnisse werden dann schlicht auch auf Frauen angewendet. Das führt ganz konkret zu einer suboptimalen Gesundheitsfürsorge für Frauen – geschweige denn für Menschen, die sich auch aus medizinischer Sicht nicht klar in die Kategorien Mann oder Frau einteilen lassen. Diese strukturelle Ungleichheit ist beschämend für Einrichtungen, die gesellschaftlich in die Zukunft weisen sollen”, so Nico Zech, auch Sprecher der KSS.
Beim Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten 2019 ist Sachsen unter allen Bundesländern das Schlusslicht. “Dieser Zustand ist nicht länger tragbar. Wir brauchen jenseits aller ideologischer Positionen eine stärkere Berücksichtigung von Gleichstellung. Die nächste Koalition muss sich dem entschlossen annehmen und beispielsweise die Erarbeitung einer umfassenden sächsischen Hochschulgleichstellungsstrategie nach Berliner Vorbild im Koalitionsvertrag verankern”, so Emcken abschließend.