Sächsische Studierendenvertretungen kritisieren neue Lehramtsprüfungsordnung
Am vergangenen Dienstag, dem 01.02.2022, ist die neue Lehramtsprüfungsordnung I (LAPO I) in Kraft getreten. Diese strukturiert und regelt die gesamte Lehrkräfteausbildung an den sächsischen Universitäten. Sie legt also fest, welche Schwerpunkte gesetzt, Inhalte gelehrt und Leistungen erbracht werden müssen. Nach einem zähen Prozess zur Novellierung der LAPO I, verbunden mit immensen Verzögerungen, haben das Staatsministerium für Kultus (SMK) und das Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) nun dessen Ergebnis vorgelegt, welches aus Sicht der Studierendenvertretungen sehr zu wünschen übriglässt.
„Prinzipiell begrüßen wir es sehr, dass Medienbildung, politische Bildung und inklusionspädagogische Inhalte nun fester und verpflichtender Teil des Curriculums werden. Doch für alle drei Bereiche gilt: zu wenig und zu spät! In Anbetracht einer immer komplexer werdenden Welt, ist der vorgegebene Umfang für Medienkompetenz und politische Bildung viel zu gering. Ebenso wird 13 Jahre nach Ratifikation der UN-Behindertenrechtskonvention Inklusion an Sachsens Schulen bisher kaum berücksichtigt. Mit der Novellierung der LAPO I wird sich das auch sobald nicht ändern.“, sagt Elisa Rehle, Referentin für Lehramt der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) und ergänzt: „Besonders vor dem Hintergrund des aus allen Nähten platzenden Lehramtsstudiums müssen die Universitäten fachwissenschaftliche Inhalte und Leistungspunkte reduzieren. Wir befürchten, dass nur letztere einfach gekürzt werden und so der Aufwand für Studierende immer weiter wächst.“
Leider finden sich in der neuen LAPO immer noch die überflüssigen Staatsexamensprüfungen, in denen bereits im Studium Abgeprüftes noch einmal abgefragt wird. Vor allem die Prüfungsterminierung sorgt dafür, dass Lehramtsstudierende im Staatsexamen in weniger Zeit gleichviele Leistungen erbringen müssen, wie ihre Kommiliton*innen im Bachelor-Master-Studium. „Dadurch, dass die Abgabe der wissenschaftlichen Arbeit und das Ablegen der schriftlichen Prüfung auf den Anfang des Semesters fallen, wird das vorhergehende Semester so überladen, dass die meisten Studierenden sich gezwungen sehen, länger zu studieren und damit auch später in ihr Referendariat zu starten. Der Staat verzögert somit selbst den Berufseinstieg dringend benötigter Lehrkräfte“, meint Eric Scholz, Referent für Lehramt des Student_innenRats der Universität Leipzig (StuRa Universität Leipzig).
„Die Landesregierung hat leider erneut verpasst, das sächsische Lehramtsstudium so umzugestalten, dass angehende Lehrkräfte adäquat auf ihre spätere gesellschaftliche Aufgabe vorbereitet werden. Zuviel bleibt offen und im Vagen. Inklusion und politische Bildung dürfen keine Randerscheinungen mehr bleiben. Wir brauchen ein Lehramtsstudium, das endlich im 21. Jahrhundert ankommt, seine Studierende nicht schon vor Berufseinstieg verschleißt und es somit schafft, dass einige von ihnen auch nach dem Studium Sachsens Schulen und Schüler*innen zur Verfügung stehen.“, hält Rehle abschließend fest.
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