Sachsens Landesstudierendenvertretung und Student_innenrat der TU Chemnitz kritisieren massive Kürzungen beim DAAD
Der Haushaltsentwurf des Auswärtigen Amts sieht für das kommende Haushaltsjahr drastische Mittelkürzungen beim DAAD (Deutschen Akademischen Austauschdienst) vor [0][1][2].
Auch in Sachsen nehmen mindestens 10 der 14 Hochschulen an Programmen des DAAD teil und finanzieren darüber Austauschprogramme mit Hochschulen außerhalb der EU, soziale Aktivitäten für Incomer [3] und seit einigen Monaten auch Hilfsprogramme, Sprachkurse und Betreuung für Ukrainer*innen [4].
Schon dieses Jahr werden in diversen DAAD-Programmen Mittel gestrichen, vor allem aber werden die fehlenden Mittal in den kommenden Jahren deutlich werden. Hierdurch können zukünftig weniger Auslandsaufenthalte stattfinden, internationale Forschungsprojekte müssen um ihre Zukunft bangen, Hochschulpartnerschaften werden aufs Eis gelegt, Stellen sind in Gefahr und auch das soziale Rahmenprogramm für Incomer wird voraussichtlich gekürzt, wodurch der so wichtige kulturelle Austausch wahrscheinlich zu kurz kommen wird. Deshalb verurteilen die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften und der Student_innenrat der TU Chemnitz diese Kürzungen zutiefst und schließen sich gemeinsam mit zahlreichen Studierendenvertretungen und Initiativen der Stellungnahme der DAAD-Studierendenschaften AG an.
„Mit den drastischen Kürzungen beim DAAD fallen so viele Chancen weg“, äußert sich KSS-Sprecher*in Uta Lemke erschüttert. „Vor allem Studierende aus weniger wohlhabenden Verhältnissen verlieren so die Chance auf Auslandssemester. Diese internationalen Begegnungen und kulturellen Erfahrungen dürfen der deutschen Wissenschaftslandschaft nicht verloren gehen! Auch für Sachsen ist die interkulturelle Begegnung und der Austausch zwischen jungen Wissenschaftler*innen eine große Bereicherung.“
Gerade im Hinblick auf die internationalen Verwerfungen, die der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zusätzlich befeuert, kommen die Kürzungen beim Deutschen Akademischen Austauschdienst laut den Sächsischen Studierendenschaften zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. „Das ist nicht die Zeit und erst recht nicht die richtige Stelle für Kürzungen. Um aus den zahlreichen Krisen dieser Zeit wieder herauszukommen, müssen wir eine Menge Geld in die Hand nehmen und investieren – vor allem in internationale Zusammenarbeit und Austausch!“, fordert Sebastian Cedel vom Student_innenrat der TU Chemnitz.
Stellungnahme zu den Kürzungen beim DAAD
Mit großer Bestürzung und Sorge sehen wir die von der Bundesregierung geplanten massiven Kürzungen beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).
Die Folgen der Einsparungen würden allein mit Blick auf den DAAD bei den Zuwendungen des Auswärtigen Amtes mehrere Tausend Studierende sowie Nachwuchswissenschaftler:innen treffen beispielsweise durch den Wegfall von rund 6.000 Stipendien. Dadurch werden sie die Möglichkeit verlieren, wertvolle internationale Erfahrungen zu sammeln, andere Länder und Wissenschaftssysteme kennenzulernen und wichtige Netzwerke zum Beispiel für Lehre, Forschung, Politik und Wirtschaft zu knüpfen. Ihnen wird die Möglichkeit genommen, ihre Horizonte wesentlich und global zu erweitern und dabei wichtige Erkenntnisse und Kompetenzen zu gewinnen, welche wiederum unserem Land verloren gehen und zu ausbleibenden Innovationen führen werden. Oft ermöglichen Stipendien überhaupt erst den Auslandsaufenthalt und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu Chancengerechtigkeit und Diversität an den Hochschulen. Die vielen Beiträge unter #IgotfundedbyDAAD zeigen eindrücklich, wie wichtig diese Förderungen sind. Die nun beabsichtigten Kürzungen werden nicht nur diese positiven Entwicklungen massiv beeinträchtigen, sondern sie werden auch dem Ziel entgegenstehen, dringend benötigte internationale Fachkräfte zu gewinnen. Auch das globale Nord-Süd-Gefälle wird durch die Kürzungen befeuert: Wichtige Unterstützungsangebote für den Aufbau leistungsfähiger Hochschulen in Ländern des Globalen Südens bleiben aus mit der Folge, dass Studierende und Wissenschaftler:innen, die in besonderem Maße auf internationale Fördermittel angewiesen sind, im Stich gelassen und sogar zur Abwanderung gezwungen werden.
Mit seinen Stipendien unterstützt der DAAD nicht nur Hochschulkooperationen in aller Welt, sondern er bietet Studierendenschaften und Hochschulen auch eine unverzichtbare Wissensressource im Bereich der internationalen akademischen Zusammenarbeit. Die Kürzungen würden zu schwerwiegenden Einschnitten bei der weltweiten Repräsentanz und der regionalen Expertise des DAAD führen, indem beispielsweise eine erhebliche Einschränkung der Aktivitäten der Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) hervorgerufen wird oder Lektorate und Dozenturen an ausländischen Hochschulen nicht nachbesetzt werden können.
Zusammenfassend würden diese und weitere Kürzungen zu gravierenden Nachteilen für sehr viele Menschen, für Wissens- und Ausbildungseinrichtungen und somit für Hochschulstandorte und Länder führen. Die Kürzungen würden sich damit auf das deutsche Wissenschaftssystem insgesamt negativ auswirken, etwa durch die erwähnten Einsparungen bei den DWIH, bei den Lektoraten, durch verminderte Netzwerke und Kooperationen und insgesamt weniger Internationalisierung. Damit würde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen HAWs und Unis stark sinken und Deutschland als Bildungsstandort an Attraktivität verlieren. Die Kürzungen hätten zudem auch gravierende Nachteile für die deutsche Außenwissenschaftspolitik, die Wirtschaft und Gesellschaft. Individualstipendien werden fehlen und dadurch auch sehr dringend benötigte internationale Fachkräfte.
Uns als Repräsentant:innen deutscher Studierendenvertretungen ist die gegenwärtige schwierige Haushaltssituation bewusst. Doch wir sehen uns in der Pflicht, vor allem im Interesse der Studierenden, die alle gleichermaßen ein Recht auf die Internationalisierung ihres Bildungsweges haben sollten, auf die Missstände, zu denen besagte Sparmaßnahmen führen würden, aufmerksam zu machen. Mit Blick auf den Beitrag des DAAD für die Zukunft der Studierenden und Nachwuchswissenschaftler:innen, für die Zukunft der Wissenschaft und dem Beitrag zur Bekämpfung von Krisen wie beispielsweise der Klimakrise setzen wir uns mit großem Nachdruck dafür ein, dass die geplanten beispiellosen Kürzungen und ihre dramatischen Folgen für die deutschen Hochschulen und Studierendenschaften ausbleiben.
Wir laden alle, denen eine prosperiende Zukunft der Wissenschaft und die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft am Herzen liegt, herzlich dazu ein, sich mit unserem Zweck zu solidarisieren und gegen die geplanten Kürzungen vorzugehen.
Quellen:
[0]: https://www.daad.de/de/der-daad/kommunikation-publikationen/presse/pressemitteilungen/daad-vor-grossen-einschnitten_juli22/
[1]: https://www.fzs.de/2022/07/15/6000-chancen-weniger/
[2]: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/daad-forschung-stipendium-budget-kuerzung-ampel-koalition-100.html
[3]: Studierende, die aus anderen Hochschulen ankommen und 1-2 Semester an der betrachteten Hocschule verbringen
[4]: Quelle: Statistische Erhebung durch die KSS auf Basis von Anfragen an International Offices und Senatsanfragen durch die Studierendenräte
Die Stellungnahme sowie die Pressemitteilung sind auch als PDF verfügbar.