Sachsens Landesstudierendenvertretung kritisiert schlechte Arbeitsbedingungen studentischer Beschäftigter
Am heutigen Tag demonstriert die Initiative TV Stud vor der Staatskanzlei und dem sächsischen Finanzministerium. Die Initiative setzt sich für weitreichende Verbesserungen der studentischen Beschäftigten an den Hochschulen ein. Dabei fordert sie insbesondere einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte sowie studentische Personalräte.
Nach vier gescheiterten Gesprächsversuchen adressiert der Protest den sächsischen Finanzminister Hartmut Vorjohann, der unter anderem auch stellvertretender Vorsitzender der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) ist, und damit die Bezahlung der Beschäftigten mitverhandelt.
Die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) unterstützt die Proteste für bessere Arbeitsbedingungen für studentische Beschäftigte und den Mittelbau an sächsischen Hochschulen.
Dazu Charlotte Blücher, Referentin Studentische Beschäftigte der KSS: „Die Arbeitsbedingungen von studentischen Hilfskräften an den sächsischen Hochschulen sind miserabel. Die Hochschulen gehen bei der Einstellung der Beschäftigten nicht über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus – doch selbst diese werden nicht eingehalten. Durch Überstunden oder Arbeiten ganz ohne Vertrag und Bezahlung verdienen die Beschäftigten faktisch weniger als Mindestlohn. Der sächsische Freistaat kommt seiner Verantwortung als Arbeitgeber bei den 7500 studentischen Hilfskräften nicht nach. Wir sehen umfangreiche Verstößen gegen rechtliche Bestimmungen.“
„Selbst wenn die gesetzlichen Mindeststandarts eingehalten werden, sind diese zu niedrig, um in Zeiten von Krisen und Inflation die Lebenskosten zu tragen“, ergänzt Ludwig Firkert, Sprecher der KSS und führt weiter aus: „An sächsischen Hochschulen werden Studierende mit Bachelorabschluss durchschnittlich nur 70 Cent über dem Mindestlohn bezahlt. Der Bachelorabschluss ist somit scheinbar nur 70 Cent in der Stunde wert. Hilfskräfte mit und ohne Bachelorabschluss würden an der Supermarktkasse mehr verdienen – lassen sich aber oft für die Möglichkeit auf eine wissenschaftliche Karriere von den Hochschulen ausbeuten, sofern sie es sich leisten können. Wir brauchen jetzt endlich einen Tarifvertrag auch für diese Beschäftigtengruppe, auch um finanziell schlechter gestellten Studierenden die Chance auf eine solche Stelle zu ermöglichen und um die soziale Auslese zu beenden!“
Als Hintergrund: Die 2023 erschienene Studie Jung, akademisch, prekär. Diese Studie zu studentischen Beschäftigten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen wirft ein erschreckendes Bild auf die Arbeitsbedingungen von studentisch Beschäftigten in staatlichen Einrichtungen. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Nichteinhaltung von Arbeitnehmer*innenrechten den Regelfall darstellt.
Die Studie ist hier zu finden: https://www.iaw.uni-bremen.de/archiv/mitteilungen/detail?news=90#news90
Die Pressemitteilung ist auch als PDF verfügbar.