Landesstudierendenvertretung fordert mehr konkrete Zusagen für Nachhaltigkeit
„Wer, wenn nicht die Wissenschaft? Hochschulen fürs Klima!”, fordert das Bündnis Revolution Studium, welches sich für mehr konkrete Festschreibungen zum Thema Nachhaltigkeit in Sachsens Hochschulgesetz einsetzt. Jedoch protestieren Studierende nicht erst seit ein paar Wochen auf Autobahnen und in Museen für ein schnelles und konsequentes Handeln der Politik und besetzen Hörsäle, um auch in den Hochschulen auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam zu machen. Die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) beschloss bereits 2020 einen klimapolitischen Forderungskatalog an ihre Hochschulen. Dieser wurde erst kürzlich durch den Anschluss an die Forderungen der „MENSArevolution” weiter präzisiert. Die Landesregierung und Hochschulleitungen reagieren zwar auf die studentischen Forderungen, nehmen aus Sicht der Studierenden jedoch die Klimakrise immer noch nicht ernst und initiieren keine nachhaltige Gestaltung der Hochschulen. Stattdessen bleiben sie bei leeren Versprechungen.
Mit dem neuen Entwurf für das Sächsische Hochschulgesetz wurde Nachhaltigkeit als essenzielles Aufgabenfeld der Hochschulen festgelegt. Forschung und Lehre solle nun „zur bewussten Nutzung von Ressourcen und einer nachhaltigen Lösung” (in §5 Abs. 2) beitragen. Bis auf die Festlegung, dass das Thema Nachhaltigkeit in einem Prorektorat verankert werden muss, hält sich die Landesregierung jedoch mit konkreten Vorgaben zurück. „Die neue Aufgabe im Hochschulgesetz ist ein Anfang, aber da fehlt noch viel!”, betont Sabine Giese, Sprecherin der KSS. „Hochschulen nehmen eine wichtige Rolle in der nachhaltigen Transformation der Gesellschaft ein. Dieser sollten sie durch die Wissensvermittlung in der Lehre, durch ihre Forschung und als institutionelles Vorbild gerecht werden. Wir erwarten mehr und konkretere Verpflichtungen!”, Die KSS hat in der Stellungnahme zur geplanten Novellierung des Gesetzes bereits Forderungen im Bereich der Nachhaltigkeit an die Landesregierung formuliert, wie die Festschreibung der Pflicht, eine Nachhaltigkeitsstrategie an jeder Hochschule Sachsens zu erarbeiten.
Auch die „Landesrektor*innenkonferenz” (LRK) veröffentlichte zuletzt ein Positionspapier zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Darunter zählen Punkte, wie sie bereits 2020 von der KSS gefordert wurden, unter anderem das Bekenntnis zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNESCO in der Lehre. Allerdings fehle es auch hier an konkreten Maßnahmen und Selbstverpflichtungen. „Die von der LRK beschlossenen Forderungen sind nicht weitreichend genug, um auch wirklich etwas für mehr Nachhaltigkeit zu tun”, findet Roman Behrends, Referent für Ökologie der KSS. Forderungen wie ‚Maßnahmen zur Dekarbonisierung gemeinsam mit relevanten Stakeholdern anzuregen‘ seien zwar grundsätzlich zu begrüßen, aber viel zu unpräzise. „Wir müssen uns dringend darüber Gedanken machen, wie wir die Klimaneutralität der Hochschulen gemeinsam mit allen Interessensgruppen erreichen. Die nachhaltige Gestaltung unserer Hochschulen birgt tolle Chancen für die Zukunft, aber dafür braucht es konsequentes Handeln. Was die LRK hier betreibt ist einfach nur Greenwashing”, bekräftigt Behrends.
Im Forderungskatalog der KSS finden sich neben Vorschlägen für alle institutionellen Bereiche der Hochschulen auch konkrete Forderungen an die LRK: Die Hochschulen sollen u.a. die Klimakrise als Fluchtursache anerkennen, den Zusammenhang von kapitalistischer Wirtschaftsweise und der Klimakrise aufzeigen und medial verstärkter auf die Bedrohung des Klimawandels hinweisen. „Die Chance, diese Themen mit dem Positionspapier zu adressieren, hat die LRK verpasst. Wir hoffen nun darauf, dass die sächsische Landesregierung nicht den gleichen Fehler im neuen Hochschulgesetz begeht und jetzt wirklich konkrete Maßnahmen festschreibt”, meint Uta Lemke, Sprecher*in der KSS. „Um der Gefährdung durch die Klimakrise auch wirklich gerecht zu werden, sollten die Hochschulen so schnell wie möglich spezifische Verpflichtungen festlegen! Prozesse zur Entwicklung langfristiger Nachhaltigkeitsziele hätten überall schon vor Jahren beginnen müssen. In Anbetracht der bisherigen Ignoranz, tatsächlich konkrete Maßnahmen anzugehen, können wir das radikale Vorgehen einiger Klimaaktivist*innen sehr gut verstehen.”
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