die Staatsexamensprüfungen im Lehramt stellen sowohl die Studierenden als auch die Prüfenden und die Mitarbeiter*innen des LaSuB vor große Herausforderungen.
Die Studierenden sind aus verschiedenen Gründen in diesem Semester erneut sehr gefordert. Gründe hierfür sind beispielsweise die notwendige Kinderbetreuung, die Schließung der Lesesäle in den Bibliotheken, die angeschlagene psychosoziale Situation und Vieles mehr. Hinzu kommt das Gebot, nicht viele Studierende in einem Raum zu versammeln.
Während der letzten beiden Prüfungszeiträume, welche auch bereits in der Pandemie stattfanden, wurden die Prüfungen weitgehend in Präsenz durchgeführt. Dies hat zu Verzögerungen des Studienabschlusses und auch zu Problemen bei der Einhaltung von Bewerbungsfristen für den Vorbereitungsdienst geführt. Ebenso konnten sich viele Kommiliton*innen aufgrund geschlossener Bibliotheken und notwendiger Kinderbetreuung nicht angemessen auf die vorwiegend auf auswendig zu lernendem Wissen aufbauende Klausur vorbereiten.
Wir haben Verständnis dafür, dass Änderungen im Prüfungsverfahren nicht in sehr kurzer Frist zu leisten sind. Nun ist jedoch fast ein Jahr seit Beginn der Pandemie vergangen. In dieser Zeit haben sich alle Universitäten Gedanken zur Überführung von Präsenzprüfungen in ein Online-Format gemacht. An vielen sächsischen Universitäten finden gar keine Präsenzprüfungen statt. Die Erfahrung zeigt, dass die allermeisten Prüfungsformate digital angepasst werden können und dadurch auch akzeptable Bedingungen für Prüfer*innen und zu Prüfende möglich werden. Die Notlösung aus dem letzten Jahr, als die Klausur erst auf unbestimmte Zeit verschoben und dann drei Monate später in Präsenz durchgeführt wurde, nahm Studierenden jegliche Planungssicherheit und der Übergang in den Vorbereitungsdienst war in vielen Fällen nicht wie geplant umsetzbar. Eine solche Lösung hielten wir damals schon nicht für angemessen.
An den Staatsexamensprüfungen im Lehramt nimmt jedes Semester, zumindest an den Universitäten Leipzig und Dresden, eine hohe dreistellige Zahl von Kandidat*innen teil. Bei der bildungswissenschaftlichen Klausur befinden sich alle Studierenden in einem physischen Raum, auch wenn dieser sehr groß ist. Die Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus droht auch durch die An- und Abreisewege im ÖPNV. Weiterhin haben uns viele Meldungen von Studierenden aus Risikogruppen erreicht, welche sich eine Teilnahme an der Prüfung in Präsenz nicht vorstellen können, sodass sich ihr Studienabschluss um ein weiteres Semester verzögern würden.
Aus den hier benannten Gründen möchten wir Sie bitten, die diesjärige Staatsexamensklausur in Form einer ‚Open-Book-Klausur‘ abzuhalten. Dieses Format wird an allen sächsischen Universitäten bereits häufig genutzt. Die Studierenden hätten in diesem Format verhältnismäßig lange Zeit (bspw. 48h), um die gestellten Aufgaben auf einer zu definierenden maximalen Seitenzahl zu beantworten. Wir sind sicher, dass unsere Kommiliton*innen hierfür eine stabile Internetverbindung und die notwendige technische Ausstattung beschaffen können – gerade, weil bei diesem Format relativ viel Zeit zur Verfügung steht.
Durch die Überführung der Präsenzklausur in dieses Onlineformat würde der Infektionsschutz und das Gebot, das Haus nicht zu verlassen, wozu die Bundeskanzlerin und der sächsische Ministerpräsident zu Recht aufrufen, gewährleistet werden. Wir halten dies in der aktuellen Situation für unverzichtbar. Weiterhin würden sich durch diese Überführung auch didaktische Vorteile ergeben. Die Studierenden wären weniger dazu angehalten, Texte auswendig zu lernen, sondern könnten sich anhand der Aufgabenstellung während des Bearbeitungszeitraumes tiefergehende Gedanken zu den erfragten bildungsspezifischen Themen machen. Hierdurch würde eine stärker kompetenzorientierte Aufgabenstellung für die angehenden Lehrer*innen gestellt werden, so wie dies für den Lehrberuf im 21. Jahrhundert immer wieder gefordert wird. Das Format ist auch in der Bildungswissenschaft bereits etabliert, sodass uns Professor*innen auf Nachfrage versichert haben, dass ein solches Format auch für die Staatsprüfungen denkbar wäre.
Grundsätzlich sind wir natürlich weiterhin der Überzeugung, dass die Bildungswissenschaftliche Klausur genauso wie die mündlichen Prüfungen abgeschafft werden sollten. In der jetzigen Situation bitten wir Sie jedoch aufrichtig darum, ein Signal an die Menschen im Land und Ihre künftigen Lehrer*innen zu senden, dass der Infektionsschutz und die Abfederung der sonstigen Härten in der Pandemie oberste Priorität für Sie als Kultusminister hat.
Wir bedanken uns für Ihr Entgegenkommen und freuen uns auf Ihre Antwort,
Johanna Mehler & Adrian Weiß (Referent*innen für Lehramt der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften)
Felix Fink (Referent für Hochschulpolitik der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften)
Fachschaftsrat Allgemeinbildende Schulen TU Dresden
Fachschaftsrat Erziehungswissenschaft Universität Leipzig Fachschaftsrat Lehramt der TU Chemnitz
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Referent*innen für Lehramt der KSS:
Adrian Weiß – 0176 608 542 90 und Johanna Mehler – 0163 752 9833
Hier findet man den Brief als PDF-Datei.