Die Konferenz sächsischer Studierendenschaften (KSS) fordert unbegrenzte Prüfungsversuche an sächsischen Hochschulen. Fast alle deutschen Hochschulen begrenzen die Anzahl der Versuche um eine Prüfung zu absolvieren. Bei Überschreitung folgt für Betroffene die Zwangsexmatrikulation, verbunden mit einem deutschlandweiten Immatrikulationsverbot für den jeweiligen Studiengang. An allen Hochschulen außer einer: Die Universität Bielefeld begrenzt seit über 10 Jahren die Versuchsanzahl nicht mehr – und das mit Erfolg! Die durchschnittliche Studiendauer und die Zahl der wiederholten Prüfungen hat sich nicht geändert, die Studierenden hingegen sind deutlich zufriedener.
Studierende in Sachsen klagen immer öfter über steigenden Prüfungsstress oder gar Prüfungsangst. „An den sächsischen Universitäten müssen alle Prüfungen nach maximal drei Versuchen bestanden werden. Spielraum für Fehler existiert da kaum. So entstehen ein enormer Leistungsdruck und Versagensängste“, erklärt Paul Senf, Referent für Lehre und Studium in der KSS. Die KSS fordert daher nun die Begrenzung der Versuche abzuschaffen. Dies soll nach Ansicht der Studierendenvertretung sowohl bestandene als auch nicht bestandene Prüfungsleistungen betreffen.
„Bisher wird durch den künstlich erzeugten Druck nicht vorrangig das Verständnis des Lehrstoffs getestet, sondern die psychische Stressresistenz überprüft und Bulimie-Lernen gefördert“, meint Nico Zech, Sprecher der KSS. Die Möglichkeit auch bestandene Prüfungen unbegrenzt zu wiederholen, lege den Fokus der Prüfungen wieder auf die fachlichen Kompetenzen. „Studierende hätten nicht nur Anreiz, sich individuell zu verbessern. Noten würden endlich wieder mehr die tatsächlich erworbenen Kompetenzen und Qualifikationen widerspiegeln. Eine Umsetzung des Bielefelder Modells in Sachsen ist also nicht nur im Sinne der Studierenden, sondern auch der Hochschule und der Wirtschaft“, so Zech weiter.
„Häufig werden gestiegene Prüfungslast und -stress als direkte Folge der europäischen Bologna-Reform gesehen. Tatsächlich ist dies nur einer der vielen Umsetzungsfehler, die von Bundesländern und Hochschulen gemacht wurden. Die gute Nachricht: diese lassen sich mit einer Gesetzes-Novelle recht einfach korrigieren”, erläutert Zech abschließend. Die KSS fordert seit langem, dass endlich Schluss ist mit Bulimie-Lernen, unverhältnismäßigen Leistungsdruck und einhergehender starker psychischer Belastung.